Rezension zu Klang der Zeit von Gunhild Ott

Professorin für Flöte an der Folkwang Hochschule Essen Soloflötistin beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden Freiburg


Rezension des Stückes für Flöte solo
Klang der Zeit
von Friedrich Leufgen

Beim Betrachten des Deckblattes, des Titels sowie des Bildes auf der ersten Seite,erfährt man, dass dieses Stück neben allen Spielanweisungen den Spieler in erster Linie in die Inspiration des Augenblickes ziehen möchte. Vom Spieler wird von vorneherein eine hohe Kreativität und viel eigenverantwortliche Gestaltungsfähigkeit erwartet.
Das Notenbild des achtseitigen Stückes ist derart gestaltet, dass sofort der Wunsch entsteht, aus den acht Seiten ein ganzes Bild herzustellen und das Bild als Gesamtes auf sich wirken zu lassen.

Es werden in dem Stück verschiedene Spieltechniken verwendet:
Jetwhistle, Whistletöne, Glissandi, Luftgeräusche, Flageolets, Lippenpizzikato, unterschiedliche Vibratogeschwindigkeiten und singen und spielen, welches eine zentrale Rolle spielt.

Der zentrale Ton ist das C, mit dem das Stück beginnt und endet, meistens gespielt als Bambuston. Die vielen Spielanweisungen, sowie der Bambuston zeigen, dass Klangfarben in dem Stück eine wichtige Rolle spielen, Klangfarben, die an das Bild erinnern.
Der Notentext hat keine Takteinheiten, die Tempoverhältnisse sind angedeutet. Sie sind, wie die Zeit der Pausen, sehr dem Geschmack des Spielers und den Verhältnissen des Raumes überlassen.

Nur zum Schluss gibt es einmal die Anweisung:Jede Note ist eine Sekunde der Zeit.
Auch die Dynamik ist nicht durchgehend festgelegt sondern wird im Laufe des Stückes zum teil durch Andeutung von fett gedruckten oder kleingedruckten Noten dem Geschmack des Spielers überlassen. Der ungefähre Aufbau des Stückes ist folgender:
Der Ton C wird durch Luftgeräusche umspielt, geht dann in den zentralen Bambuston über und wird in den ersten 3 Seiten mit Hilfe verschiedener Techniken im Umfeld anderer Töne variiert, umspielt beleuchtet, dramatisiert, bis er wieder zur Ruhe kommt.
Dann erweiter sich das Tonfeld, es entwickeln sich neue Zentraltöne, das Spiel wird wilder, bis es wieder zum, Zentralton zurückkommt und sich beruhigt.
Die Spielanweisungen sind klar verständlich.
Das Stück ist auf den ersten Blick technisch nicht besonders schwer, erfordert von dem Spieler aber eine hohe Sensibilität, Gefühl für Timing und Farben.
Es besticht durch seine Atmosphäre. Man möchte es genauso gerne in freier Natur, wie in einem umgrenzten Raum hören.