Künstler und Komponist

Leseprobe "Grastänzer"


Das Land hinter den Wolken

Eine ungewöhnliche Stille lag über dem Land. Anna stand in Gedanken versunken am Fenster, ihr Blick streifte über Hügel, Wiesen und Wälder, die sich an den Horizont lehnten. Traurigkeit umschloss ihre Gedanken, als ihr Blick auf den Fluss fiel, der sich am Rande ihres Dorfes vorbeischlängelte: "Letzten Sommer bin ich noch im Fluss geschwommen! Was ist nur mit unserem Land geschehen? Wo sind die Blumen und Schmetterlinge hin, wo sind die Vögel, warum sterben die Fische im Fluss?"

Anna schaute mit fragenden Augen zu ihrer Mutter herüber, die am Küchentisch saß. "Mama! Ich möchte wieder den Duft der Blumen atmen, den Gesang der Vögel hören. Ich würde wieder so gerne mit den Schmetterlingen über die Wiesen tanzen und mit Papa am Fluss Fische fangen." Annas Mutter erhob sich schweigend von ihrem Stuhl, ging zum Fenster und nahm ihre Tochter fest in den Arm.

"Mutter!" fuhr Anna fort, "ich habe solche Angst, dass auch wir, genauso wie die Fische im Fluss, sterben werden!" Die Mutter erschrak über das, was ihre Tochter sagte, fand aber keine tröstenden Worte. Nur salzige Tränen, die ihr über die Wangen liefen, bargen die Angst und Hoffnungslosigkeit in sich, die sie nicht in Worte fassen konnte. Eng umschlungen standen beide noch lange schweigend am Fenster und blickten auf das sterbende Land.

Erst als das feuchte Tuch der Nacht auf der verwundeten Erde lag, löste Anna sich aus den tröstenden Umarmungen der Mutter und ging in ihr Zimmer. Sie wollte an nichts mehr denken, sie wollte nur noch schlafen. Doch der Schlaf, der über sie kam, führte sie entlang eines Traumpfades in eine andere Welt; in eine Welt hinter den Wolken. So begann für die kleine Anna eine fünftägige Traumwanderung zu den Kräften der Natur und der Musik.

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